Wege und Ziele

Dein Weg muss nicht der Weg aller Anderen sein.

„Nach den 60er Jahren und mit dem Entstehen der feministischen Bewegung erfuhr die Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft eine merkliche Veränderung. Frauen forderten für sich die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten nicht nur in häuslichen, sondern auch in anderen Bereichen einsetzen zu können. Das Bild der intellektuellen Frau, die ihre kreativen Fähigkeiten für die Kommunikation, die Lösung von Problemen, die Entwicklung von Ideen, Strukturen und Organisationen nutzt, erfuhr allmählich eine gewisse Anerkennung. Die Frauen mussten allerdings, um diese Anerkennung zu erringen, mit den Männern zu deren Bedingungen in Konkurrenz treten, und die Folge dieses Kampfes war eine Degenerierung des letzten matriarchalen Ausdrucks von Mutterschaft und der Frau als Bewahrerin des Heims und Familienlebens. Die Frauen betrachteten die traditionellen weiblichen kreativen Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst durch eine männliche Brille, hielten sie für weniger wichtig als die „richtige“ Arbeit, sahen sie sogar als herabwürdigend an. Frauen, die die traditionelle Mutterschaftsrolle nicht aufgeben wollten, gerieten mehr und mehr von beiden Seiten unter Druck; von den Männern, weil sie nichts zu den Finanzen beitrugen, von den „neuen“ Frauen, weil sie sich nicht auf ihre Seite schlugen. Im gesellschaftlichen Kontext der „Freiheit“ des Feminismus spaltete sich die Rolle der Frau in die „gute“ oder „schlechte“ Mutter und die „gute“ oder „schlechte“ berufstätige Frau auf.

Die Vorstellung von Mutterschaft als Quelle und tragender Säule der Gesellschaft ging verloren, und schlimmstenfalls werden Mütter heutzutage als finanzielles Sickerloch betrachtet. Die am Krankenhaus orientierte Schwangerschafts- und Geburtsbetreuung beschränkt die Kontrolle der Frau über ihren eigenen Körper und macht aus der Erfahrung der Geburt oft nicht mehr als eine Kosten-Nutzen-Angelegenheit. Das in unserer Gesellschaft vorherrschende Bild der Mutter wird nicht mehr mit Stärke assoziiert, sondern mit einer schwachen Frau, der es an persönlichem Mut oder intellektueller Geistesstärke fehlt. So haben Frauen, die ihre Arbeit aufgeben, um sich der Familie zu widmen, oft große Mühe, wieder einen Job zu finden, wenn sie auf den Arbeitsmarkt zurückkehren wollen. Und obwohl Firmen jetzt vom Gesetz her Frauen und Männern die gleichen Möglichkeiten einräumen müssen, herrscht immer noch das unterschwellige Gefühl vor, dass die Ausbildung einer Frau, die künftig möglicherweise ihren Beruf aufgibt, um eine Familie zu gründen, Geldverschwendung bedeutet. Auch die anderen traditionellen kreativen Fähigkeiten der Frauen haben an Status verloren. Ihre Ausdrucksform von Lebenserfahrung und Lebensverständnis, einst Mittel zum Überleben, sind nun auf die Ebene von für eine moderne Gesellschaft wenig wertvollen Hobbys reduziert.

Doch diese kreativen Energien und Fähigkeiten haben der Gesellschaft viel zu bieten, und die Frauen von heute bekommen allmählich wieder die Gelegenheit, sie sowohl in Bereichen, zu denen sie vormals Zugung hatten, wie auch in Erlebnissphären, die ihnen bislang verwehrt waren, zum Ausdruck zu bringen. Es existieren jedoch keine festgelegten Rollen für Frauen und den Ausdruck ihrer schöpferisches Energien. Alles hat, ob sie nun diese Energien für die Mutterschaft, die Leitung einer Firma oder als weise Frau nutzen, seine Gültigkeit und gehört zur Wesensnatur der Frau. Wenn die Gesellschaft ganz allgemein alle Ausdrucksformen der weiblichen Energien – junges Mädchen, Mutter, Zauberin oder Alte – akzeptieren soll, müssen Frauen erstens diese Aspekte wieder in sich selbst erkennen und respektieren, und zweitens sie auch in anderen Frauen zulassen und akzeptieren.

(Quelle: „Roter Mond“ von Miranda Gray, Seiten 156 und 157)

„Jeder geht seinen eigenen Weg und jeder geht ihn allein, denn wir sind alle unterschiedlich, auch wenn man das heute nicht mehr so sagt. Heute sagt man, dass wir individuell sind. Das klingt besser und nicht so gesellschaftsfeindlich, aber im Grunde sagt es doch aus, dass wir uns unterscheiden und ein Zusammenleben ohne Reibepunkte nicht existieren kann.

Und in diesen Gedanken versunken und mit dieser Erkenntnis habe ich begriffen, dass ich vielleicht die falschen Maßstäbe an mich und mein Leben gesetzt habe. Dass ich mich zu viel beeinflussen ließ von dem Schein, den das Leben anderer Menschen machte. Menschen tragen viel lieber ihre positiven Erlebnisse nach außen, als ihre negativen und deswegen scheint das Leben der anderen immer so viel besser als das eigene. Man sieht deren Probleme nicht, weil man Probleme nicht so offen nach außen trägt, wie freudige Ereignisse. Sonst würde man sich ja die Blöße geben, dass doch nicht alles so perfekt läuft. Und dieser Selbstbetrug und der Betrug am Gegenüber ist ein kleines Puzzleteil zu dem, was das Scheinbild Glück ausmacht.“

(Quelle: http://blogblume.de/ist-gluck-hechten-wir-illusionen-hinterher)

Kommentare 14

  1. Wow, das spricht mir aus der Seele! Genau diesen Konflikt habe ich ja grade durchlebt und mich weiterhin für die Rolle als Mutter entschieden, die mich einfach glücklich macht, immer wieder fordert, mit Kreativität, Verständnis, Einfühlungsvermögen, Sicherheit und Beständigkeit und noch vielen anderen Dingen ordentlich auslastet und mir zeigt, wie wichtig ich bin =)
    Danke liebe Erbse <3

  2. Danke für das Zitat und die Verlinkung 🙂
    Ob du es glaubst oder nicht, mit dem oberen Thema habe ich mich intensiv auseinandergesetzt, weil ich immer wieder von sogenannten „Feministinnen“ zu hören bekommen habe, dass jegliche Rückbesinnung auf das, was ich für „weiblich“ empfinde ein Zeichen der Schwäche sei.
    Wenn ich mich Schminke sei es die Anbiederung an das männliche Geschlecht, gleiches wenn ich mich figurbetont kleide. Mit allem wollte ich nur meine Unterlegenheit demonstrieren.
    Für mich ist es irgendwie seltsam, denn diese Sprüche stimmen mit denen frauenfeindlicher Männer überein. Auch dort höre ich, dass Frauen kein Make-Up tragen sollen und sich nicht aufreizend anziehen dürfen. Zufall?
    Ist die Besinnung aufs eigene Geschlecht ein Fehler und eine Schwäche? Nein, im Gegenteil. Das Leugnen des eigenen Geschlechts und dessen Auswirkungen auf unser Leben wäre ein Leugnen unserer Selbst.
    Ich bin Frau und möchte das zeigen. Ich möchte das Recht haben, mich als Frau so präsentieren zu können, wie ich will. Das ist für mich Feminismus.
    Das Recht zu tun, was ich möchte.
    Ich glaube so manche Feministin ist einer Betriebsblindheit erlegen. Nicht alles, was weiblich ist, ist schlecht.

  3. Ich habe neulich in den Tagebuchaufzeichnungen einer Feministin gelesen. Ich habe die junge Frau als sehr starke und schöne Frau erlebt, und was ich dann las, hat mich beeindruckt und zugleich verwirrt: Der Kampf mit ihrem Körperbild (und damit der Selbsthass), ihre Verzweiflung über die Beziehung zu einem Kerl, ihr Wunsch, im Aktivismus ihre Schmerzen zu vergessen, taub zu werden. In vielem, was sie schrieb, fand ich mich wieder, und das hat mich echt getroffen, weil ich sie umso vieles selbstbewusster als mich wahrgenommen habe. Ich bin dankbar dafür, diesen Einblick bekommen zu haben. Es gibt noch so viele Kämpfe, die wir alleine und für uns kämpfen (müssen?), und es hilft, hin und wieder zu sehen, dass wir mit der Verzweiflung nicht alleine sind.

  4. @Ricarda: Diese extremen Feministinnen sind aber auch nur eine logische Folge unserer kranken Gesellschaft, in der Frauen oftmals diffamiert werden, wenn sie sich eben NICHT schminken und NICHT weiblich kleiden. Das gibt es nämlich auch und nicht zu knapp. Ohne Schminke und mit kurzen Haaren sei man keine richtige Frau usw. Alles schon erlebt. Und irgendwann schlägt man zurück und stellt Weiblichkeit als Solches halt als Schwäche dar. Leider stellen sich ja auch wirklich nicht wenige Frauen als kleine, hilflose Dummchen dar, die ohne Mann nichts auf die Reihe kriegen. Welche starke Frau möchte denn so sein? Wohl keine. Und deswegen wird eben Schminke und figurbetonte Kleidung mit Schwäche gleichgesetzt. Das musste in dieser intoleranten Gesellschaft irgendwann so kommen.

  5. @Monster Eigentlich ist es eine Argumentationsschleife, denn genauso gibt es ungeschminkte Frauen, die sehr männlich wirken und sich so benehmen. Aber deswegen jede ungeschminkte kurzhaarige Frau als Mann zu betiteln wäre genauso verkehrt.

    In dem Fall hilft es nur, dass jeder vor seiner eigenen Haustür kehrt, und seine Vorurteile aus dem Weg räumt und jeden Menschen einzeln nach dem bewertet, was er denkt und macht.

    Vorurteile aus Unwissenheit lassen sich allerdings schneller aus dem Weg räumen als Vorurteile, die durch eine Ideologie entstehen. Den Frauen ist aber nicht geholfen, wenn sie ihre Rechte auch noch gegen das eigene Geschlecht durchsetzen müssen.

  6. Loekamistoi 6. Februar 2012

    Vielen Dank für diesen Post! 🙂
    Ich beschäftige mich jetzt auch schon seit einiger Zeit mit dieser Problematik, da ich vorhabe in diesem Jahr mit meinem Freund zusammenzuziehen. Er ist selbstverständlich niemand, der versucht mich in irgendeine Rolle zu drängen (So einen würde ich mir auch nie aussuchen…), aber wenn man anfängt in Ansätzen eine gemeinsame Zukunft zu planen, werden doch so manche Themen ausgegraben, auf die man im Alltag gar nicht Aufmerksam wird.
    Ich bin beispielsweise doch eine sehr „weibliche“ Frau. Ich kleide mich Figurbetont und gerne in Rock oder Kleid, ich verdiene nebenher Geld mit Nähen und Stricken, ich koche sehr (!) gerne und habe einen richtigen Putzfimmel.
    Ich will natürlich nicht, dass ich mich irgendwann in einer Rolle wiederfinde, in die mich die Zeit, der Alltag, besondere Umstände (wie Mutterschaft) oder auch einfach ich selbst, ohne es zu merken, gebracht hat.
    Aber ich will mir auch nicht verbieten ich selbst zu sein. Und zu mir als Frau gehört nunmal all das, zusammen mit dem natürlichen Instikt, den eine Frau nunmal hat. Gerade was Kinder betrifft: Eine Frau hat nunmal eine andere Beziehung zu ihrem Kind, als ein Mann und das ist auch ganz gut so und nur natürlich.
    Wer will einem Menschen, der neun Monate einen anderen in sich getragen hat und sich dann so intensiv um ihn gekümmert hat und mit so viel Hormonen und Instinkt überfüllt ist, die dem Menschen sagen bei dem Kind zu bleiben, verdenken, wenn er das auch tun will?

  7. Schade, dass in den Kommentaren hier immer wieder das Wort „natürlich“ auftaucht. Nicht jede Frau will Kinder und ist trotzdem Frau. Das fehlt mir auch in der traditionellen Wicca-Aufteiling in junge Frau, Mutter und Alte. Was, wenn man nicht Mutter ist oder sein will? Ist man dann junges Mädchen oder direkt weise oder wie?

    • @Faserpiratin
      Ich persönlich interpretiere den Mutter-Aspekt (jetzt nicht auf die Wicca-Aufteilung bezogen) auch als eine Art „Aufgabe haben“. Vielleicht etwas dem man sein Leben widmet, wo man sein Herzblut einfließen lässt. Vielleicht der persönliche Sinn.

  8. Loekamistoi 6. Februar 2012

    @Faserpiratin
    Es tut mir Leid, wenn ich so geklungen habe, als ob ich diese Art von Instinkt für Allgemeingültig halten würde. Das ist definitiv nicht der Fall! Was ich damit nur ausdrücken wollte war, dass uns eine solche Instinkthaftigkeit gerade im Fall des Mutterseins von der Natur (daher das Wort Natürlichkeit) gegeben wurde, um sicherzustellen, dass wir unseren Nachwuchs so gut versorgen wie es geht.
    Außerdem wollte ich damit sagen, dass ich es schlimm finde, wenn wir diese Instinkte im Sinne der Emanzipation unterdrücken sollen. Selbstverständlich bin ich mir bewusst, dass jede Frau anders ist und ich es auch gut verstehen kann, wenn man zum Beispiel keine Kinder möchte. Nur sollte man es auch dürfen, wenn man es will und sich auch um sie kümmern dürfen, wenn man den Drang danach (der bei Frauen im Durchschnitt / in der Regel / meistens nunmal stärker ist als bei Männern, was natürlich nicht allgemeingültig für alle ist und auch weder besser noch schlechter noch irgendwie bewertet sein soll) verspürt.

  9. @Erbse: Ich interpretiere das auch so. Ich finde es aber schade, dass das Konzept an sich das nicht vorsieht. Meine lesbischen Freundinnen z.B. finden da kaum Platz. Da ist man dann wieder mitgemeint wie beim generischem Maskulinum 😉

    @Loekamistoi: Ich hoffe, ich schreib deinen Namen richtig. Ich denke, auch Väter haben da starke Instikte. Vieles ist da einfach anerzogenes Gender, glaub ich.
    Aber danke für deine Richtigstellung, jetzt klingt es schon viel besser 😉 Nicht mehr nach Höhlenmenschen-Argumentation (von wegen war schon immer so usw.)

  10. Ich gehöre zu dieser Generatin Wo es noch nicht die Pille oder die gängige Verhütungsmittel gab.Man wurde in die Mutterrolle hineingedrängt.Klar selber schuld.Es waren die 60er Jahre–es waren die Jahre wo Mädchen über die Rolle Frau und Mutter nachdachten.Es tat sich eine neue Welt auf,Über meinen Bauch entscheide ich selber.Die Pille brachte Unruhe unter die Männer.Man kaufte sich Jeans ,die Haare wurden kürzer geschnitten -klar man machte den Führerschein -und die damaligen Alten verstanden die Welt nicht mehr.Eins ist geblieben –wir sind immer noch Frauen und Mütter.Vielleicht sind wir selbstbewußter geworden aber die Liebe zu unseren Kindern ist geblieben.Ich selber kann entscheiden ob ich ein Kind möchte und das ist gut so. Ich denke oft an die Flucht zurück,wo gerade die Mütter die großen Helden waren.Jan.-Febr.45 die Kälte,kein essen ,keine Unterschlupf.oder die Trümmerfrauen die alles für Ihre Kinder gaben.Unsere Mütter konnten sich nicht entscheiden Hausfrau und Mutter oder Arbeiten.Wir waren Waisen oder Halbwaisen und mußten schon sehr sehr früh verantwortung tragen..Darum war ich eigentlich froh das die 60er Jahre für uns Frauen eine Wende brachte

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