ich drücke mich jetzt seit einer Stunde davor einen Blog-Eintrag zu verfassen. Jedesmal wenn ich einen wirren Gedanken zu fassen bekomme, der hier Platz finden könnte, öffne ich unter WordPress das Artikel-Formular, schreibe aber letztendlich nichts und klicke es wieder weg. Das ist jetzt mein fünfter Versuch und sieh‘ an, ich habe bereits ein paar wenige Sätze geschrieben. Einen klaren Gedanken und somit ein Thema für diesen Artikel ließ sich bisher aber nicht finden. Dabei gibt es gerade so einiges in meiner Gefühlswelt, worüber es sich zu schreiben lohnen würde. Am Liebsten würde ich jetzt wieder alles schließen und weiter grübeln…
Dieses Wochenende war äußerst seltsam. Ich möchte weniger über die Menschen die ich traf berichten, viel mehr über das was ich dabei gefühlt habe. So komme ich mir meistens ziemlich blöd vor, wenn ich ohne das Wissen der Leute irgendwo über sie schreibe, auch wenn ich den Namen abkürze. – Der Geburtstagsjunge S. wurde fünfundzwanzig Jahre alt. Wir feierten ihn, hatten einen gemütlichen Abend und ich lernte neue Leute kennen. Als das Thema „Essen“ aufkam, wurde natürlich offenbart, dass ich mich neuerdings vegan ernähre und schon kamen Fragen auf, besonders von den Menschen dort die mich nicht kannten. Ich werde ziemlich schnell unsicher, wenn mir Fremde persönliche Fragen stellen. Ich will mich nicht zum Thema machen. Angeblich hat man trotzdem verstanden was ich gesagt hatte, aber währenddessen war in meinem Kopf ein Kriegsschauplatz erster Güte. Eine engelszungige (was für ein wahnsinniges Wort) Mischung aus Rechtfertigungsversuchen, Informationen und wirren „Gebrabbel“ hastete aus meinem Mund, der längst eingeschloßen war von einem hochroten Gesicht. Ich habe mich automatisch in der Minderheit gefühlt und somit einen großen Rucksack voller Schuld getragen. Dabei habe ich genau diese Situation nicht kommen sehen, da ich zwar wusste, dass dies passieren könnte, aber in meinem Köpfchen so sagbar selbstbewusst bin und deshalb manchmal denke über allem drüber zu stehen. So passierte es dann doch. Ich wurde von etwas verunsichert, worauf ich mich dutzendmal vorbereitet hatte. Mir fehlten die Worte und all‘ die Sätze die ich mir über Tage hinweg zusammenlegte waren einfach verschwunden. Wieso muss ich als Sozial-Phobikerin auch ständig so komplizierte Wege gehen? – Ich kenne die Antwort, man muss sie mir nicht beantworten.
„Die Fehler erkennt ein Fremder sofort, die Vorzüge erst sehr viel später!“ – Marie Luise Kaschnitz
Trotzdem sehr, sehr mutig von dir das du trotzdem zu dem Geburtstag gegangen bist, ich finde du kannst stolz auf dich sein!
Genau das passiert mir auch immer, wenn ich mich zu rechtfertigen habe. Meine schön formulierten Sätze, die ich mir immer wieder im Kopf aufgesagt habe, verschwimmen dann einfach, klingen nicht mehr plausibel. Ich habe dann immer Angst, dass noch mehr Fragen aufkommen, die mich verunsichern und man mich in diesem schwachen Moment verurteilt. Auch wenn das Gegenüber einfach nur aus Interesse Fragen gestellt hat.
Dieses Problem des Rechtfertigens kenne ich auch und obwohl ich mich im laufe der letzten Jahre von der Einzelgängerin, die einfach nur in Ruhe gelassen werden will zu einer sehr extrovertierten Person gemausert habe, dessen Feinschliff Freund und Wirtschaftsschule gegeben haben, schmerzen noch immer Erinnerungen an Dinge wie die von dir beschriebene Situation
Früher hatte ich immer das Gefühl dass alles einer Rechtfertigung bedarf und das ich mit jeden schritt und jeder Handlung von anderen bewertet wurde und deshalb einen Grund bräuchte um das zu tun, was ich vielleicht leichtfertig für selbstverständlich hielt
Letztendlich machte mich das krank und wirkte sich auch als 16jährige schlecht auf meine Beziehung aus, aber mein Freund, der eine ähnliche Vergangenheit wie ich hat, hat mir irgendwie beigebracht ein dickes Fell gegenüber den Anschuldigungen und Gerüchten zu bekommen
Allerdings gibt es noch immer Situationen, bei denen ich tierisch unsicher bin, was ich meinem Gegenüber sagen soll und das ist die leidige Frage darüber warum ich Vegetarier bin
Als erstes wollen sie natürlich wissen ob ich das ganze aus moralischen Gründen mache oder so und dann reden sie entweder stundenlang darüber warum sie nie im leben sowas machen würden oder noch besser – sie versuchen mir Tipps zum Wiedereinstieg zu geben oder mich zu bekehren
Wenn mir wer sagt er ernähre sich Vegan finde ich das voll ok und habe großen Respekt vor dem duchhalte vermögen.
Du hast nen schönen schreibstil und nen neuen Feedleser 😉
Diese Dinge sind mir nicht fremd. Wie oft spiele ich in Gedanken gewisse Situationen durch, die mir an diesem Tag begegnen könnten.Und dann ist es doch ganz anders und ich muss mich ganz schnell auf Neues einstellen und beginne mich zu rechtfertigen und zu verteidigen. Mein Herz klopft, es wird eng in der Brust, der Bauch tut weh, mir fehlen die Worte.Der Schweiss bricht aus und mir wird schwindlig.Ich will einfach nur noch zu Hause in meinen vier Wänden sein Türe zu Klingel ab. Geschützt vor allem was mich anzweifeln könnte. Ob es mein Lebensstil, meine Haarfarbe, mein e Ernährung oder was weiss ich was ist. Aber ich lerne langsam , dass es keiner Rechtfertigung bedarf. Ich muss mich nicht verteidigen, ich darf so sein und so Leben wie ich es für mich richtig und gut finde.Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, solange ich mir bei meinem Handeln guten Gewissens selbst in die Augen schauen kann. Langsam, sehr langsam….
Ich glaube du hast deine Sache dennoch gut gemeistert, für mich ist so etwas auch immer anstrengend wenn ich bei fremde Sitze und ich denen was erzählen „muss“ wovon sie nichts wissen bzw. sie wollen über etwas wissen und fragen warum und wieso und weshalb … Daher kenne ich das Gefühl, allerdings habe ich das auch erst mit der Zeit gelernt, früher war ich leider sehr unsicher und schüchtern. Ich glaube jeder der etwas „anders“ ist als andere hat es schwer, so kommt es mir immer wieder vor, das muss ich dir aber mal in Ruhe erzählen … Fühl dich gedrückt !!! Sehr schönes Foto von dir hier … <3 !
Ja, du brauchst gar nicht das Gefühl zu haben, dich rechtfertigen zu müssen. Du bist ja nicht diejenige, die andere Tiere ausbeuten lässt.
Wenn jemand Fragen hat, ist es natürlich gut, wenn du überlegt und in aller Ruhe darauf eingehen kannst. Beim nächsten Mal wirst du dir dabei schon sicherer sein. Irgendwann hast du jede Frage und jedes Argument einmal gehört, kannst lächeln und antworten. Beim übernächsten Mal fragst du zurück nach der Rechtfertigung für nichtveganes Leben.
Hey, danke mit dem Tipp mit dem Backpulver. Ich könnte es ja mal verschen einfach nur auf die streifen zu legen und nass zu machen und ein tag einweichen… ich versuch das einfach mal… danke für deine hilfe 🙂
lg