Es ist schon verrückt, dass es bald fünfzehn Jahre gedauert hat. Ich kann mich an jeden Streit, jede Träne und jeden Moment der Angst von damals erinnern. Und jetzt. Ausgesprochen und wieder ausgebrochen. Für den Augenblick habe ich mich wie eine Zwölfjährige gefühlt. Habe mich verkrochen, geweint. Mein alter Freund, die Verlustangst, jede Nacht ganz fest bei mir. Aber nun bin ich doch eigentlich sechsundzwanzig Jahre alt. Die Situation ist eine Andere. Ich fahre wieder hoch. Bin irgendwie sowas wie stark. Bin über jede Sekunde dankbar, die mir Sicherheit verschafft.
Es fällt was ab. Vom Herzen. Der dicke Stein, der es über Jahre immer mehr zerdrückte. Die Resignation, die diesen beschützte, wich. Und da keimte es unter dem Stein. Es keimte sowas wie Hoffnung. In Zukunft solle das Herz frei liegen. Voller Inbrunst soll es rufen. Und bestimmt gehört werden.
Ich merke wie meine Tränen trocknen und sich alte Wunden endlich zu schließen beginnen.
Bedingungslos. Liebe. Familie.
Das klingt toll, und ich freue mich sehr für Dich! Ich wünschte so, ich könnte sowas auch empfinden, aber bei mir sind einfach zu viele Fragen unbeantwortet; und werden es auch immer bleiben, weil die, die Antwort geben könnten, nicht mehr da sind – oder es selber einfach nicht können, obwohl sie es könnten. In beiden Fällen hilft Resignation mir persönlich mehr als sie mir schadet (auch wenn Sich-Abfinden mit Ungeklärtem eigentlich immer eine unglaubliche Vergeudung von besseren Optionen und positiven Gefühlen ist), und gerade für mein Verhältnis zu denjenigen, die antworten, aufarbeiten, heilen könnten, es aber selber nicht über sich bringen, würde ich mir sogar noch etwas mehr Resignation wünschen. Weil es realistisch betrachtet das einzige ist, das mir den unausweichlichen Umgang mit ihnen erträglicher machen würde. Mehr Resignation würde, zumindest immerhin oberflächlich, den Haß und die Negativität zudecken, von denen ich im Verhältnis zu Manchen in meiner Umgebung so viel erfüllter bin, als ich es für mich selber eigentlich will.
Ich finde diesen Text den du geschrieben hast sehr bewegend… Darf ich fragen, welche Situation, oder welche Person du im Kopf hattest, als du ihn verfasst hast?
Es geht im Text um meine Familie, Juniper Pearl. 🙂 Aber genauer möchte ich an dieser Stelle nicht drauf eingehen. Das verstehst du sicher.
LG