Schlaf gut, Gänseblümchen

Nachdem es die letzten Wochen relativ ruhig war und Niemand das Rattenheim verließ, war es heute leider wieder an der Zeit. Gänseblümchen kam Ende Januar 2009 zu mir, nachdem sie irgendwann im November 2008 geboren wurde und ihr Leben in einem Rudel mit potenten Männchen verbrachte. Sie wurde regelmäßig vergewaltigt und wurde bereits selbst noch als viel zu junge Ratte schwanger. Ihre Kinder überlebten nicht, da einige tot geboren wurden und sie die restlichen auffraß. Sie hätte sie unter diesen Umständen nicht durchbekommen, wenngleich auch sie nicht sofort von den Männchen getötet wurden. Unter Ratten gibt es keinen Welpenschutz.

Ich hätte dir diese Erfahrung gerne erspart und dich in einem stabilen ausgeglichen Rudel gewusst und nicht in einer winzigen Behausung unter Stress und Leid. Über ein paar Umwege kamst du in meine Obhut. Du warst ängstlich, sehr ängstlich. Und diese Angst legtest du auch bis zum Schluss nie ab. Trotzdem hast du nie gebissen, hast alles über dich ergehen lassen, wenn es nötig war. Ich wusste, dass du Menschen nicht vertrautest, weshalb ich dich auch nie drängte. Dein neues Rudel war dir wichtiger. Und dieser Umstand war auch mir am Wichtigsten. Zwar warst du nie hoch im Rang, aber du hast das Leben unter Freunden genossen. Du hattest viele Freunde. Und du hattest viele Freunde in deinem Leben kommen und gehen sehen. Bei deiner Integration in dein letztes Rudel, als du zuvor lange Zeit mit Rocco zusammen warst, bist du richtig aufgetaut und gar nicht mehr das ängstliche Blümchen was vor jeder Ratte sofort den Kopf einzog. Ganz im Gegenteil. Du warst diesmal die weise erfahrene Ratte und konntest den jungen Hüpfern noch richtig was zeigen. Als sie mit Rocco mal zu grob wurden, hast du dich sogar für ihn eingesetzt und ihn heldenhaft verteidigt. Irgendwann ging dein Freund und das hattest du nur schwer verkraftet. Mit der neuen Rudelchefin hattest du dich bis zuletzt nie richtig verstanden, aber du fandest Halt beim jungen Gemüse.

Irgendwann hatte man dir dein Alter angesehen. Du wurdest etwas schlanker. Deine Haare waren stumpf und dir wuchsen zwei Tumoren, die auf Grund deines Zustandes nicht mehr operiert werden konnten. Die letzten Tage sahst du wirklich schlimm aus. Alt und gebrechlich. Aber du hattest noch so viel Lebenswillen. Haferkekse waren das Größte für dich. Und ich bin froh, dass ich dir in der Früh auch noch einen geben durfte. Denn heute warst du wie ausgewechselt. Du hattest viel geschlafen. Und zwar abseits von den Anderen. Ich hatte im Gefühl, dass du heute für immer gehen würdest. Und dann, am Abend, vor nicht mal vierzig Minuten, fand ich dich versteckt in einer Ecke. Reglos. Matt. Du warst gegangen.

Kommentare 13

  1. Ich bin sowieso gerade sehr sentimental drauf und der Umstand an sich ist schon sehr traurig, aber wie du schreibst – da füllen sich meine Augen mit Tränen.
    Möge sie in Frieden Ruhen. Ohne Schmerzen, Stress und Leid.

  2. zombiekatze 19. Mai 2011

    ach man erbse…jetzt muss ich auch weinen, so schön hast du das geschrieben…tut mir so leid 🙁 alles gute, kleines blümchen!

  3. Danke, Mneme.
    Ich habe ihr gerade eine Kerze angezündet und hoffe so sehr, dass sie dort wo sie jetzt ist, glücklich und ohne Leid sein kann.

  4. Danke für die Liebe,die du der kleinen Blume gegeben hast……deine Beschreibung hat mich an die vielen Ratten erinnert,die bei mir lebten,als meine Tochter noch zu Hause war…und auch an die,die bei mir starben und im Garten begraben sind.All die wundervollen Seelen,die uns so viel Freude gebracht haben.
    Hab es gut im Regenbogenland,kleine Gänseblume

  5. Ich muss immer weinen, wenn ich sowas hör/lese. *snief*
    Hoffe ihr gehts jetzt gut, woimmer sie nun ist. ♥

  6. Jessica 19. Mai 2011

    Es spricht so viel Liebe aus deinen Worten. Das hat mich wirklich berührt.

  7. Ein geliebtes Tierchen zu verlieren, ist immer schlimm…
    Aber zu wissen, dass Gänseblümchen bei dir noch eine schöne friedliche Zeit haben konnte, und du ihr ermöglicht hast, ihr Leben zu genießen, tröstest dich vielleicht ein wenig über den Schmerz hinweg.

  8. Das stimmt mich ebenfalls traurig. Es ist so lobenswert wie liebevoll du mit deinen kleinen Gefährten umgehst. Du gibst ihnen was sie verdient haben. Danke.

  9. Bei deiner Beschreibung wirkt sie fast menschlich. Arme Gänseblümchen. Sie scheint ein wirklich hartes Leben gehabt zu haben. Ich hoffe, ihr geht es nun gut dort, wo sie ist.

  10. LadyJazz 20. Mai 2011

    Oh menno, … das steht mir leider auch bald ins Haus. Und ich fürchte mich davor. Das mag für einige banal oder albern klingen, aber es ist so. ICh habe 2 Böcke, beide über 3 Jahre alt und der Mucki hat auch einen großen, offenen Tumor.
    Aber immer noch lebenswillen: Stichwort Haferkekse.
    Und immer noch neugierig.

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