Die masturbierende Wolle-Frau

Günaydın Welt,

manchmal sind meine Träume so verrückt und beschäftigen mich noch Tage später, dass ich sie aufschreibe. Nicht immer hier. Aber auch das kam schon vor. – Letzte Nacht war wieder so eine Nacht. Das Szenario war so abstrus, so abstrakt. Das will ich einfach nicht vergessen. Also, Welt.

Es ist duster. Ich blicke an mir herunter und sehe: nichts. Alles ist schwarz. Ich drehe mich in alle Richtungen. Bin orientierungslos und habe keine Ahnung wo ich mich befinde. Kann aber nichts entdecken, was mir mein Augenlicht zurückgeben könnte. Vorsichtig, die Arme und Hände nach vorne streckend, wage ich es einige Schritte zu gehen. Ich spüre eine Wand vor mir. Meine Hände tasten sie ab. Viele glitschige Steine, die mit Zement verbaut wurden, fühle ich. Es ist feucht und meine Nase riecht den widerlichen Geruch von Schimmel. Dies bringt mich dazu meine Hände schnell zu lösen und mich ein paar unbeholfene Schritte nach hinten zu bewegen. Mein linker Fuß knallt gegen einen Gegenstand aus Blech, der daraufhin umzukippen scheint. Plötzlich ertönt ein sirenenartiges Geräusch. Ganz kurz. Zeitgleich springen einige an der Decke installierte Scheinwerfer an. Ich sehe, dass der Gegenstand ein alter verrosteter Eimer ist. Geblendet kneife ich meine Augen zusammen und versuche aus der Ferne zu erkennen worauf die Scheinwerfer strahlen.

Der Raum ist riesig. Und trotzdem stehe ich in wenigen Schritten dort, wo sich mir ein ungeheures Schauspiel bieten sollte. Tatsächlich spüre ich keine Angst. Ich fühle mich sogar in Sicherheit, auch wenn das was ich nun sehen werde, mich ungemein verstören wird.

Das Licht ist auf zwei Gestalten gerichtet, die verzerrte Gesichter haben. Sie scheinen menschlich. Mein Blick wandert zuerst zur Frau, die auf einer alten brüchigen Liege gebarrt ist. So dick ist sie, dass es ihr schwer fällt sich zu bewegen. Sie schnaubt, röchelt. Ihre Lippen tragen dunkelroten Lippenstift, der quer über ihr entstelltes Gesicht geschmiert ist. In den ebenfalls rötlichen Haaren stecken zwei Lockenwickler. Sie ist nackt. Und erst jetzt fällt mir ein breiter Gürtel um ihre Hüften auf. Sie versucht mit ihren fetten Armen an die Öffnung des Gürtels zu gelangen, aber jede Mühe ist vergebens. Ihre Körpermasse hält sie dort gefangen wo sie ist. Am Gürtel selbst ist ein rechteckiger Apparat. Er liegt auf ihrem Schamhügel auf. Manchmal blinkt an ihm ein blaues kleines Licht, worauf der Apparat zu vibrieren beginnt. Dies bringt die Frau dazu wild zu zucken. Sie röchelt weiter, manchmal verdrehen sich ihre Augen, sie seufzt und ich frage mich, ob sie gerade gegen ihren Willen masturbiert wird.

Ohne mich bewegt zu haben, bin ich plötzlich näher am Geschehen. Sie waren mir zuvor nicht aufgefallen, aber am Apparat hängen viele dünne Kabel die direkt zur zweiten Gestalt führen, die ebenfalls im Lichtschein erhellt wird. Es ist ein großer gefährlich wirkender Mann. Ich bekomme Angst. Will nicht, dass er auf mich zukommt. Da sehe ich seine Füße, die in den Betonboden gegossen wurden. Er kann mir nichts tun. Mein Puls geht nur langsam nach unten.

Außerdem scheint er mich überhaupt nicht entdeckt zu haben. Er ist vollständig auf sich konzentriert. Seine Blicke führen ins Leere. Ich schaue ihn mir genauer an. Viel kann ich nicht von ihm erkennen, er trägt eine dunkle Latzhose. Fast wie die Uniform eines Hausmeister. Sein grimmiges Gesicht ist so entstellt, dass ich nur mehr seine Augen als solche erkenne. Die Fratze ist ohne Mimik. Auf einmal senkt sich sein Kopf. Er schaut nach unten. Auf das was er in beiden Händen hält. Ich habe zuerst keine Ahnung was das sein soll. Es hat die Form einer riesigen Waffe. Ein Maschinengewehr, was von einem Riesen getragen werden könnte. Es hat sogar einen Abzug, den die Gestalt im Sekundentakt drückt. Ich schaue rüber zur Frau und sehe wie das blaue Lämpchen am Apparat immer dann aufleuchtet, wenn der Mann die Waffe benutzt.

Die riesige Waffe ist gefüllt mit buntem Garn. Die einzelnen Fäden führen durch dessen Lauf, um diesen herum und enden dort wo bei einigen Gewehren ein Zielfernrohr zu finden ist. An dieser Stelle bündelt sich alles und es entsteht ein dickes schwarzes Wollknäuel. Jeder Schuss bringt die weibliche Gestalt weiter in Richtung Orgasmus. Und bekommt sie diesen, wird ein Teil der Wolle weitergespinnt. Es ist ein Kreislauf, der mich irritiert zurücklässt. Ich sehe noch eine Weile zu, dann geht das Licht aus und ich wache auf.

Kommentare 9

  1. Krank, mal ohne Mist ^^ ! Könnte echt aus Silent Hill sein… Was habe ich den 2. Teil geliebt ♥

  2. Hui, welch nettes Szenario. 😉 Ich liebe Silent Hill. Du scheinst es auch zu häufig gespielt zu haben. 😀 Gut dass dir RedPyramit und die typische, verstörende Musik von SH erspart blieben. Natürlich trotzdem krasser Traum. :O Versuchst du solche Träume zu deuten?

    Liebe Grüße

    • @Rina
      Ich habe heute früh schon einmal drüber nachgedacht, aber ich werde den Traum erstmal sacken lassen müssen. 🙂 Hast du denn eine Idee? LG

  3. MhhhKathi 19. Juni 2011

    Träume, die einen so starken Eindruck hinterlassen, dass man selbst nach dem Aufwachen total verstört ist, und man sich an Details erinnern kann, lassen sich in der Regel besonders gut deuten…

    Ich hab schon oft Träume gedeutet (ich habe so vor ca. 6 Jahren angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen), und selbst bei Menschen, die ich persönlich kaum bis gar nicht kannte, hab ich meist ins Schwarze getroffen. Bei mir selbst bin ich da auch sehr treffsicher.

    Wenn du willst, kann ich’s bei dir auch mal probieren… ich müsste dir dann nur wahrscheinlich noch Fragen zu manchen Einzelheiten stellen, das könnten wir z.B. über Facebook machen.

  4. Caroline 27. Juni 2011

    Erinnerte mich sofort stark an die Szenarien aus The Cell, als Jennifer Lopez als Hauptdarstellerin gedanklich in die Seele des Mörders „reist“.. aber Silent Hill trifft es mit Sicherheit auch.

  5. Erinnert mich an Silent Hill oder auch entfernt an „feed“ .. weiß nun nicht, ob der Film dir bekannt ist, Erbse..

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