Auf meiner Eckbank in meinem Haus.

Ich sitze mit meiner Ehefrau auf meiner Eckbank in meinem Haus, welches mir schon seit vielen Jahrzehnten gehört. Hier habe ich meine vielen Kinder groß gezogen. Hier habe ich mit meinen Kindern gespielt. Hier habe ich mit den Kindern meiner Kinder gelacht. Und hier habe ich um meine verstorbenen Kinder getrauert. Ich bin alt. Ich habe vieles gesehen. Krieg, Armut, Angst und Hunger.
Bestimmt habe ich auch vieles falsch gemacht in meinem Leben. Genauso wie ich Dinge richtig machte. Ich habe vieles gelernt und eine Menge Erfahrungen gesammelt. Manches habe ich aber nie gelernt.

Und nun sitze ich hier. Auf meiner Eckbank in meinem Haus. Neben meiner Ehefrau, die körperlich sehr krank ist. So wie ich. Ich sehe wie mein Leben an mir vorüber zieht. Und weine. Weine um meine Fehler. Weine um mich. Weine um meine Kinder. Weine um meine Frau. Weine um mein Leben.
Ich bin in einer Sackgasse und weiss, dass es nur den Tod gibt der mich hier raus holen wird. Der mir gnädig sein wird. Der mich retten wird.
Ich habe Hunger. Ich kann nicht aufstehen. Kann nicht raus gehen. Fühle mich so hilflos. Esse seit Tagen verschimmeltes Brot. Und werde deswegen ein weiteres Mal ins Krankenhaus müssen, weil ich mich daran vergifte. Aber mir fehlt die Wahl.
Ich werde gewürgt und geschlagen. Er sagt ich sei dement. Ich sei eine Gefahr. Er lügt.
Ich vertraute den falschen Menschen. Und suche Hoffnung.

Aber hier bin ich, die nie aufgehört hat an dich zu denken, auch wenn dein Leben so weit weg von meinem liegt. Du wirst das hier niemals lesen, aber ich werde dir schreiben. Versprochen.

Kommentare 6

  1. Erbse es ist sehr traurig und ich kann soetwas nachvollziehen.Ach meine Mutter sitzt im Altenheim .Sie ist Demenz.Mir hat Sie die Vorsorge entzogen,weil ich merkte das Sie Jahrelang betrogen wurde.Ich habe zwei sterbenen Mann und Bruder mein Wort gegeben . Warum hat sie mich nicht vertraut?? Als Sie nichts mehr hatte und arbeit machte wurde sie abgeschoben.Man hat die Vorsorge mißbraucht.Vom Gesetz her bin ich mmachtlos

  2. Wenn diese Geschichte über Tiere geschrieben währe ,o was hätte es da schon für viele Kommentare gegeben. !! Aber Menschen –und dann noch Alte? Nein danke ,–davon haben wir genug.! Auch wir werden vielleicht einmal alt, sitzen auf einer Bank,und träumen von einen Teller warmer Suppe die ein Enkel mit einem netten Wort und einen Lächeln“ Oma,lass es dich schmecken.uns zureicht.

  3. Danke für deine Worte, Ullala. <3
    Es wäre so schön, wenn wir gemeinsam darüber sprechen könnten, wenn wir uns das nächste Mal sehen.

  4. ooooohhh da kommen mir fast die Tränen :'(
    Ich finde, alte Menschen werden dermaßen abgeschoben in unserem System 🙁 Dabei sind sie unsere Gurus, von denen wir lernen können!!!
    Danke fürs Teilen, das ist so rührend geschrieben…..

  5. Erbse ich gebrauche etwas Zeit um das alles zu verarbeiten.Als man mir die Vorsorge nahm,dachte ich ,Mutter hat es so gewollt.Aber es war bewußt geplant..Ihr Geld und Ihre Ehre nichts ist mehr da..Man schaut in ausdruckslose,leere Augen..aber mich kennt sie noch.Vielleicht sind meine
    Gesichtszüge das letzte was Ihr noch nach so einen langen Leben
    in Erinnerung geblieben sind

    geblieben sind

    ist.Gerade die Tochter die Sie auf der Flucht von Königsberg bis hier im Wenten überwi

  6. Irgendwas paßt mit der Technik nicht.Mein Kommentar ist zerrissen.Gerade dieses Baby das meine Mutter auf der Flucht ,an Ihrer Brust in ein Tischtuch gebunden, von Königsberg bis in das Alte Land getragen hat,,ohne Mutter nie überlebt hätte- hat Mutter das letzte genommen—in würde alt zu werden

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