Ein Katzenleben 3.0

Die Menschen sagen es sei niedlich wenn ich „Ki!“ rufe. Ich würde versuchen so hoch zu miauen, dass bei mir manchmal nur halbe Laute wie mein „Ki“ oder gar bloß ein krächzender Lufthauch entweichen. Ich verstehe das nicht so recht. Aber sie scheinen es spaßig zu finden, denn sie haben freudige Menschengesichter wenn ich rufe.

Mittlerweile verstecke ich mich nicht mehr hinter den Volieren, hinter dem Sofa oder unter dem Bett. Ich gehe relativ selbstverständlich durch die immer noch fremdriechenden Räume. In jeder Ecke könnte die graue Katze lauern. Sie traut mir nicht, sie schlägt manchmal nach mir. Und ich fürchte mich, gehe weg wenn sie auftaucht. Der Kater allerdings scheint mich zu mögen. Er sucht ab und zu meine Nähe und möchte mit mir spielen. Doch ich bleibe skeptisch. Ich weiss nicht so recht wie ich mich vor anderen Katzen verhalten soll.

Manchmal freue ich mich so sehr, dass ich durch die Wohnung rennen möchte. Ich weiss nicht wie die Anderen das schaffen. Und ich weiss auch nicht wie die hochgewachsenen zweibeinigen Menschen das schaffen… der Boden ist für meine haarigen Pfötchen so rutschig, dass ich es oft nicht hinbekomme zu bremsen oder generell im Galopp fürchterlich wegrutsche, weswegen ich Mühe habe mich auf allen Vieren zu halten. Die Menschen sagen, ich würde mich daran gewöhnen. Und wenn ich den Kater zu beobachte, wie er jeden Abend durch die Wohnung rast und einen der Kratzbäume verprügelt, werde ich richtig neidisch. Aber auch das werde ich noch hinbekommen.

Kürzlich wollte der Menschenmann in sein riesiges Bett krabbeln um zu schlafen. Doch er schreckte zurück als er einen großen nassen Pipifleck auf seiner Bettseite fand. Na ja, die Menschen haben bis heute nicht rausgefunden wer das war… ich schweige wie ein Grab. Nur so viel: Auf dieser Luxusmatratze ist doch genügend Platz für Schlaf, Klo und Futter!

Nachdem sich der Menschenmann sehr aufregte und die Menschenfrau ihn zu beruhigen versuchte, kauften sie kurzerhand noch mehr Katzentoiletten. Die glauben wohl nicht ernsthaft, dass das von Nöten ist?! Aber ich mag mich nicht beschweren, die neue XXL-Toilette ist geräumig und ich pinkele deswegen nur noch selten aus der Toilette heraus auf den Boden. Die Menschen müssen die Zeitung drumherum also nicht mehr so oft wechseln.

Gestern habe ich mich das erste Mal der Menschenfrau ganz selbstverständlich genähert. Ich komme ihr zwar oft entgegen, wenn sie mir die Hand hinhält, aber zum Schlafen und Genießen habe ich sie bisher noch nicht aufgesucht. Sie saß auf dem riesigen roten Polster und starrte in einen flimmernden Kasten. Die Lehne des Polsters sah sehr gemütlich aus, sodass ich mich einfach neben sie legte. Ihr Menschengesicht zeigte ein Lächeln. Sie kraulte mich am ganzen Körper und ich genoß diese Wellnessstunden sehr. Mich hat auch das Blitzding in ihrer Hand nicht mehr gestört, was sie mir regelmäßig vor die Nase hält.

KategorieKatzen

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...in meiner Wärmflasche schlafen Sterne

Kommentare 10

  1. Das klingt alles immer besser. Ich finde sie macht ganz tolle Fortschritte. Ich bin so glücklich, dass es bei euch so gut hat 🙂

    • Danke. 🙂 Ich bin auch wirklich glücklich. Wir haben von meinen Eltern letztens nen ausrangierten großen Kratzbaum geschenkt bekommen, sodass alle die Möglichkeit haben draufzusitzen… war auch nötig, weil Floyd generell Kratzbäume in wenigen Monaten kaputthaut. 😀 Der verprügelt die immer so. Wie ein Holzfäller. Jedenfalls ist sie nach zwei Tagen ganz selbstverständlich an das neue Bäumchen gegangen, hat probegekratzt und liegt seitdem auch jeden Tag sehr gerne dort. Floyd darf sogar mit ihr auf dem gleichen Baum liegen, nur nicht auf der selben Plattform. Mimi hingegen duldet Kyoko mittlerweile im gleichen Raum. Und sie haben bisher schon einmal gleichzeitig vom selben Teller gegessen! Da muss der Hunger groß gewesen sein. Normalerweile darf Kyoko das Tierzimmer erst betreten, wenn Madama Mimi fertig gefuttert hat. Oder Mimi lässt erst Kyoko alleine futtern… auf jeden Fall niemals nicht im gleichen Raum. – Das wird jetzt von Tag zu Tag besser. Freue mich total. <3

  2. Schön, dass Kyoko sich schon besser eingewöhnt hat 🙂
    Das mit dem Rutschen auf dem Boden kenne ich übrigens auch sehr gut! Das Schicksal der langhaarigen Katzen :/

  3. Ach Kyoko-Kuh <3
    Schön zu hören, wie sie immer mutiger wird… ich hab mich auch richtig erschrocken, als ich bei euch war, und sie mir im Flur schon ein beherztes kurzes "KI!" entgegen gerufen hat. Dass sie überhaupt so locker auf Besuch reagiert, finde ich bemerkenswert.

    Ist nur eine Frage der Zeit, bis Mimi sie auch akzeptiert hat und Kyoko so "richtig" bei euch zu Hause ist,

  4. Liebe Erbse,
    kennst du eigentlich schon das Buch „Die Katze und der Weihnachstengel“ von Andrea Schacht (die wohl schon einige Romane mit Katzen geschrieben hat)?
    Die Hörbuchversion wird stimmungsvoll vorgelesen von Gaby Dohm und könnte dir als fürsorgliche (Adoptiv)-Katzenmama auch gut gefallen.
    Vielleicht hast du ja noch ein Plätzchen auf deinem Weihnachtswunschzettel dafür frei… LG

  5. Julia-Verena Schmitt 7. März 2020

    dein Post ist sehr lange her. Ich habe seit 3 Wochen einen 3 jährigen Kater, Vermittlungstier Streuner aus russischer Tötungsstation, Kleine Fortschritte macht er, er versteckt sich im Kratzbaum oder unter der Couch, geht aufs Klo, doch sobald ich mich bewege, flüchtet er. Anfangs kam er gar nicht raus. Ich lege mich auf den Boden, strecke die flache Hand aus und flüstere seinen Namen. Ich bin 39 Jahre, hatte 2 Katzen, 20 wurde Pussi, 16 wurde Devil

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